Es ist einfacher so (28/07/18)

“Warum bist du so ernst? Ich hab das Gefühl, ich komme gar nicht an dich ran.“ Er nimmt mein Gesicht in seine Hände, sieht mich an, wie so oft. Halte die Luft an. Will mich abwenden, scheitere daran. Schließe nur die Augen. Die verraten eh das meiste, denke ich. Ich hab Angst, dass er zu viel sehen könnte, am Ende. Ich mich verschwende dabei.

„Was denkst du?“ fragt er mich.

Mir schießt so vieles gleichzeitig durch den Kopf, stößt mit lautem Krachen gegeneinander, sodass ich glaube, dass ich doch eigentlich gar nicht antworten muss, damit er weiß, dass ich zu viel denke, um es in Worte fassen zu können. Er schaut abwartend – erwartend – ob einer Antwort. Ich denke, das ist wie in einem Film, bei dem ich, sogar, wenn ich allein bin, laut sowas sage wie „oh mein Gott, wie kitschig!“ und dann glaub ich mir fast selbst, dass ich so bin, so denke, so fühle. Dass ich so kalt und unantastbar bin, glaub ich manchmal fast selbst. Und dann stellst du diese Frage wirklich - und ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Da ist keine richtige Antwort in diesem Moment. Aus Reflex antwortet mein Zynismus für mich. Der kann das ziemlich gut. Erkennt meist meine schwachen Sekunden. „Oh man, fragst du sowas wirklich?“ schnaube ich, statt ehrlich zu sein. Und für den Moment find ich es richtig so, okay, so zu sein. Zynismus ist mein Schutzschild, um ehrlich zu sein. Auch wenn es mittlerweile irgendwie auch zu meiner Art gehört. Ich hab Angst, dass du zu viel sehen könntest, am Ende. Ich mich verschwende dabei. Ich hab Angst, angreifbar zu sein. Und ich hab Angst, diese Angst zu erkennen. Hier, mit dir stehenzubleiben, nicht wegzurennen. Zu sehen, dass ich auch verletzlich bin.

Verletzlichkeit anzuerkennen ist so viel schwieriger, als sie zu verdrängen. Abzudrängen aus Gedanken, Worten und Verhalten. Mit geballten Waffen und Fäusten und Drängen dagegen zu halten. Verletzlichkeit überspielen, vergraulen, zynisch, lautstark wegpöbeln, auslachen, sich von ihr abschotten - leichter als ihr ins Gesicht zu schauen. Unbewusst vielleicht am Anfang, aber ich hab Angst, dass du zu viel sehen könntest, am Ende. Also heb ich abwehrend die Hände, stoße weg. Verletzlichkeit ist, was ich ausblende, überblende mit Zynismus, aber auch irgendwie überschatte damit. Vor- und Nachteil in einem. Stark und Schwach zugleich. Angst davor, nicht angenommen zu werden, bekämpft durch Kälte, die unnahbar macht, wenn man irgendwie zu nah für Distanz ist. Ich hab Angst. Ehrlichkeit ist ein so hoher Preis, den ich nur in Cents bezahle, niemals ganz, glaub ich. Ehrlichkeit ist Reibungsfläche oder Schmirgelpapier. Drahtseil und Risiko, glaub ich.

Und du fragst mich, woran ich denke.

Ich denke, dass Kälte mich krankmachen wird. Und es mir lieber ist, mit dieser Kälte nur mich zu treffen, ich damit allein sein sollte. Denn was ist die schlussendliche Gewöhnung an Wärme denn wert, wenn sie dann wieder, so wie meist, zu Kälte wird? Was überlebt eher, Härte oder Verletzlichkeit? Mag irgendwie roh klingen und zynisch und kalt - Zynismus funktioniert eben so!

„Oh man, fragst du sowas wirklich?“ schnaube ich, statt ehrlich zu sein. Und für den Moment find ich es richtig so, okay, so zu sein. Zynismus ist mein Schutzschild, um ehrlich zu sein. Auch wenn es mittlerweile irgendwie auch zu meiner Art gehört. Ich hab Angst, dass du zu viel sehen könntest, am Ende. Ich mich verschwende dabei. Ich hab Angst, angreifbar zu sein. Und ich hab Angst, diese Angst zu erkennen. Hier, mit dir stehenzubleiben, nicht wegzurennen. Zu sehen, dass ich auch verletzlich bin.

Verletzlichkeit anzuerkennen ist so viel schwieriger, als sie zu verdrängen. Abzudrängen aus Gedanken, Worten und Verhalten. Mit geballten Waffen und Fäusten und Drängen dagegen zu halten.
Es ist einfach, zynisch zu sein.

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